Die Bauchbehandlung
B … wie berühren tut gut – auch in der Selbstbehandlung: Streichen Sie im Uhrzeigersinn rund um Ihren Bauchnabel – so sanft oder so fest, wie Sie es in diesem Moment mögen. Damit sammeln Sie Energie in Ihrem Kraftzentrum und unterstützen auf natürliche Weise die Stoffwechselvorgänge in Ihrer Körpermitte. In der Behandlung tasten geschulte und achtsame Hände eines Physiotherapeuten oder einer Heilpraktikerin den Bauch zuerst behutsam ab, um ihn dann zu berühren, zu streichen und zu massieren.
A …wie aufnehmen und ausscheiden; der Bauch nimmt Flüssigkeiten und Nahrung auf, „beurteilt“ sie nach ihrer Nützlichkeit, setzt passende Verdauungssäfte zu, filtert, behandelt mechanisch, entzieht dem Zugeführten das, was für aufbauende Prozesse gut gebraucht werden kann. Nicht weiter Verwertbares scheidet er wieder aus. Eine Bauchbehandlung ist eine Aufforderung an gestaute Flüssigkeiten, sich wieder in Bewegung zu setzen und Spannungen aufzulösen.
U …wie „Unterleib“; die Bauchbehandlung erreicht auch die
Sexual- und Ausscheidungsorgane: ihr Stoffwechsel wird gefördert, und sie erhalten den Raum zurück, der durch Stauungen an anderer Stelle beengt war. Uraltes Heilwissen aus der östlichen und hawaiianischen Volksheilkunde führt die Bauchbehandlung mit (westlichem) osteopathischem Wissen und Ergebnissen
moderner Naturwissenschaft zusammen.
C …wie Chance zur Verbindung von Intuition, physiologischem Fachwissen, angenehmer Berührung und tief wirksamen Heilungsimpulsen. Eine Bauchbehandlung wirkt auf die Chemie des Körpers. Die Organe im Bauch produzieren Enzyme, Hormone und Neurotransmitter. Wird beispielsweise die Serotonin-Ausschüttung angeregt, drückt sich das unmittelbar in Wohlgefühl aus.
H …wie Hara – „Hara ist in Asien viel mehr als ein Wort für Bauch. Es bedeutet die tragende Mitte des Menschen, in der er selbst und alle Aktivität wurzelt. Aus dem Hara bauen sich die Meridiane auf, um Knochen, Muskeln, Organe und den Geist zu formen.
Im Hara befinden sich alle wichtigen Organe für die primären Körperfunktionen (Stoffwechsel, Ausscheidung, Fortpflanzung…)“, schreibt Tomas Nelissen. Den Heilern auf Hawaii gilt der Bauch als Zusammenfluss aller Energiebahnen und als Quelle von glücklich wie unglücklich machenden Emotionen.
Wieso ist eine Bauchbehandlung auch an anderen Stellen des Körpers wirksam?
Nehmen wir ein Beispiel. Eine Patientin hat immer wieder Rückenschmerzen. Aber ihre Muskulatur ist gut entwickelt und sie hat nur wenige Muskelverspannungen. Nun bitte ich sie sich auf den Rücken zu legen. An ihrem Bauch taste ich mehrere angespannte Stellen, Straffungen der Bauchdecke, die nicht sein sollten. Das bedeutet, die Verdauungsorgane arbeiten im Moment nicht harmonisch, dadurch staut sich Flüssigkeit oder Gas. Und so wird es auch an anderer Stelle buchstäblich eng. Denn diese Raumforderung kann Druck oder Zug auf die Bänder ausüben, mit denen unsere Organe am Muskel-Skelettsystem aufgehängt sind. Und schon haben wir eine Beschwerde im Rücken, die mit dieser Verdauungs- bzw. Stoffwechsel-Beeinträchtigung
im Bauch zu tun hat!
Natürlich kläre ich im Vorgespräch ab, ob akute Prozesse vorliegen, wie eine Gastritis; dann vermeide ich eine direkte Behandlung dieser Bereiche. Es kann auch vorkommen, dass einzelne Stellen so verhärtet sind, dass die erste Berührung etwas unangenehm ist. Die meisten Patienten sind eher überrascht, da ihnen bisher nicht bewusst war, was so alles in ihrem Bauch los ist. Fast immer erlebe ich dann, dass sie sich innerhalb weniger Minuten total entspannen; manchmal lächeln sie, weil es ihnen einfach nur gut tut; und viele dämmern in einen Halbschlaf – in dem ich sie auch nach Ende der Behandlung gern noch einige Minuten lasse. Denn diese tiefe Entspannung hat ja schon für sich genommen ihren Wert. Außerdem ist es gut, den Körper in Ruhe seinen Teil an der Arbeit machen zu lassen.
Elena Heinzig, Physiotherapeutin, 05651 / 32 706