© subbotina | 123rf.com

Leben – Lieben – Lachen

Hüpfen, Lachen, Lieben wie ein Kind, so ursprünglich und direkt, aus der Tiefe der Seele – können wir Erwachsenen das überhaupt noch? Warum fallen uns diese spontanen Lebensimpulse so viel schwerer, wenn wir älter sind? Was ist bloß passiert mit unserer ursprünglichen freudigen Lebendigkeit und dem ungestümen, lachenden, bedingungslosen Lieben?

Manchmal kommt es auf die äußeren Lebensumstände an. Wenn die Sonne scheint, dann lacht das Herz. Vermutlich kennen wir alle das dazugehörige Lebensgefühl. Da entstehen besondere Stoffwechselaktivitäten – Frühlingsgefühle nennen wir das. Die Erfahrung zeigt, dass Menschen aus sonnenreichen, wärmeren Ländern deutlich entspannter, zufriedener, gelassener und spontaner in ihren Gefühlsäußerungen sind als die aus dem kalten Norden.

Aber auch unabhängig vom sonnigen Klima gibt es Menschen, die viel lachen, und denen es so gelingt, mit einer anderen Leichtigkeit über widrige Lebensumstände bis hin zu schweren Schicksalen hinwegzukommen. Welche tiefgreifenden Auswirkungen das Lachen hat, erforscht die Gelotologie.
Es lockern sich beim Lachen nicht nur die Gesichtsmuskeln, sondern auch die Gedanken geraten in Bewegung, feste Muster lösen sich, werden lebendig. Durch ein-minütiges Lachen, so die wissenschaftliche Erkenntnis, lässt sich eine 45-minütige Meditationsarbeit ersetzen, die Gedankenwelt löst sich aus starren Formen, neue kreative Lösungsideen sind möglich. Dadurch ausgelöste umfassende hormonelle Aktivitäten bewirken positive Reaktionen auf das gesamte Organ-und Immunsystem wie auch auf die Psyche. Selbst die Konzentrations- und Denkfähigkeit schneiden – so die Ergebnisse der Forschungen – nach Lachen deutlich besser ab. Also eröffnet sich dadurch auch in nicht so sonnengesättigten Breiten eine wundervolle Chance, die wir kraftvoll ergreifen sollten.

Aber dazu gilt es die vielen Blockaden anzuschauen, zu erkennen und zu lösen, die uns in unserem Leben, in unserer Gesellschaft, in Entwicklung und Erziehung das Lachen buchstäblich gefrieren lassen, die uns starr, körperlich und geistig leblos machen. Das geschieht einerseits durch kleinere und größere Schockerlebnisse, andererseits durch unsere Erziehung zur gesellschaftlichen Anpassung.

Wo überall gab es in unserer Erziehung das „Stopp – so nicht!“? Oder: „Halt, erst denken dann sprechen!“? Das: „Ist dir eigentlich klar, was du da gemacht hast?“? Oder: „Du bist Schuld an den Scherben und dem Verlust!“

Kontrolliert intelligent sein, das ist wichtig, dann erfüllt man die Ansprüche – und das verträgt sich nicht mit spontanem, unkontrolliertem Lachen, ein Lachen, das aus dem vollen Herzen kommt. Und wer auf verstandesmäßige Weise gut sein will, ist natürlich auch kritisch – klar, der hat Bedenken und stimmt andere bedenklich – denn wer will schon nicht gut sein und intelligent, wo doch unsere Kultur nur die auf ihren Verstand fixierten, intelligenten zulässt und die, die es scheinbar nicht sind, immer noch ausgrenzt.

Wie oft sagen wir uns: Lieber keine spontanen Gefühlsäußerungen zeigen, nicht weinen, lachen, singen, tanzen, leben! Bloß nicht spontan reagieren mit der Macht der Emotionen, sondern höchstens kontrolliert. Vielleicht irgendwo in einem Verein mit Gleichgesinnten, wenn die Satzung es gestattet und kein anderer es mitbekommt.

Mein Wunsch: das lebendige Lachen in einem lächelnden Leben, das in Beziehung entsteht und durch Liebe getragen wird. Durch das wir Beziehungen finden, in denen der Raum für Leben, Lieben, Lachen entsteht und in der Frühlingssonne ausdehnt – bis zum Horizont und weit darüber hinaus.

Ulrike v. Bergmann-KornÄrztin und systemische Therapeutin
Tel: 05103/2015 | www.octogon-institut.de