Achtsamer Abschied
sei achtsam mit dir und den anderen
sei achtsam mit dem leben und dem sterben
sei achtsam mit dem was war, ist und kommt
und – sei achtsam mit deiner verabschiedung
Ich fahre nach Dortmund ins Konzerthaus. Ein wunderschöner, schlichter Saal begrüßt mich. Warme Holztöne, klare, einfache Farben. Kein Geschnörkel, Gehabe und Getue. Die Konzertbe-sucher sind irgendwie ganz ähnlich. Alle Altersgruppen. Sie wirken offen, leise, präsent. Kaum ein gesenkter Blick aufs Smartphone. Auf der Bühne zwei Klaviere, Lichttechnik, Platz für Schlagzeug und mehrere Streichinstrumente. Das Licht geht aus. Der isländische Musiker Ólafur Arnalds betritt die Bühne. Berührt mich und wohl auch die vielen anderen Menschen im Raum.
Bilder öffnen sich in mir. Gefühle, Gedanken, Erinnerungen, Ideen, Visionen … Ja – das wäre ein angemessene und stimmige Musik für eine Verabschiedung, für eine Beerdigung, für eine achtsame Trauerfeier.
Für verschiedene Abschnitte unseres Lebens geben wir uns viel Mühe. Bücher – Seminare – Ausbildungen. Immer sensibel und achtsam, mit einem hohen Anspruch und einer berechtigten Erwartung, dass alles gut und stimmig sein möge. Aber – wie es eigentlich mit der Trauerfeier, der Abschiednahme, dem Übergang von der einen Welt in eine andere?
Da ist ja auch ein großer Raum an Themen, Gedanken und Gefühlen. Da ist der Abschied, die Trauer, die Dankbarkeit, die Würdigung des Lebens. Vielleicht auch Gefühle von Wut oder Enttäuschung. Das alles will behutsam und achtsam gestaltet werden.
Mit passend-stimmiger Musik, mit Blumen, Farben und Dingen aus dem Leben. Dazu passende und angemessene Worte. Wie hat der verstorbene Mensch gelebt? Woran hat er geglaubt, was war ihm selbst hoch und heilig. Die achtsame Trauerfeier darf zu einem Spiegel des Lebens werden. Der Raum ist wichtig – das Licht – die Sitzplätze – der Raumduft. Und ganz wichtig: wo und wie steht der Sarg oder die Urne.
Ólafur Arnalds spielt ein neues Stück – wir dürfen mitsummen – verbinden uns so mit seiner spirituellen Musik.
Ich denke an manch traurige Trauerfeier. Der Raum kalt und leicht muffig – eine klägliche Orgel oder irgendwelche beliebige CD-Musik. Üppige teure Kränze – manch liebloses Wort, Standardformulare – Viel über Gott und die paradiesische Ewigkeit. Viel humanistisches Gedankengut mit Zitaten großer Weltendenker. Nur wenig über den Menschen. So nimm denn meine Hände … ein Ave Maria, Frank Sinatras „My way“. All das möchte ich nicht schlecht machen – und manchmal passt es ja auch und ist gut so.
Wie stelle ich mir meine eigene Trauerfeier vor? Lebendige Achtsamkeit – ja hinein bis in die Planung der Trauerfeier. Ich stelle mir vor, dass der verstorbene Mensch, seine Seele mit dabei sein wird. Und dann möge alles passen und wohlgefällig sein. Für alle Beteiligten eine ganz besondere, einmalige Trauerfeier.
Seit mehreren Jahre übe ich mich darin. Habe viele Erfahrungen gesammelt. Als achtsamer und spiritueller Trauerredner. Als Gestalter Ihrer Trauerfeier – vorausschauend für Sie selbst oder für einen nahen Menschen, der sich bereits auf den Weg gemacht hat.
Ich bin diesem Konzertabend sehr dankbar. Er schenkte mir Bilder, Worte und Gedanken.
Nun habe ich Zeit und Raum für Sie!
Manfred Büsing – Hannover
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