All we need is LOVE • LOVE is all we need
„Manchmal macht es zwischen zwei Menschen sofort „klick“, dann genügen wenige Sekunden, einige Sätze, ein Blick – und schon öffnen wir unser Herz. Plötzlich führen wir mit einem bislang unbekannten Menschen auf einer Party ein intensives und tief berührendes Gespräch und fühlen uns diesem Menschen unerklärlich nah. Mit meinen besten Freunden erging es mir so und auch bei meinem Mann und mir war es die berühmte „Liebe auf den ersten Blick“.
(Ori & Rom Brafman „CLICK. Der magische Moment in persönlichen Beziehungen“)
Ganz unverhofft ist da eine unwiderstehliche Anziehung, ein sehr intensives Gefühl. Der erste Eindruck als überwältigendes Zusammenspiel vieler Details. Gesichtsausdruck, Geruch, Körpersprache, Haltung, Augen, Lächeln, Hände, das erste Wort lassen unser Herz schneller schlagen. Von der ersten Sekunde an glaubt man, den anderen schon seit Kindertagen zu kennen. Eine unerklärliche Vertrautheit, die nicht wachsen muss, sondern von Anfang an da ist. Ein Gegenpol zum Zauber des Neuen; ein bisschen wie nach Hause kommen. Liebe? Seelenverwandtschaft? Zufall? Auf alle Fälle ist es schön. Die Zeit vergeht wie im Flug und bleibt gleichzeitig stehen. Gedanken, Gesten, Ideen, Worte fließen leicht und wir erleben ein beglückendes Hochgefühl.
Psychologen haben festgestellt, dass das, was uns wie Magie erscheint, auch bewusst herbeiführt werden kann. Aber wie?
„In diesen magischen Momenten verlieben wir uns Hals über Kopf“, sagt der amerikanische Psychologe Rom Brafman. Mit
seinem Bruder, dem Unternehmensberater Ori Brafman, hat er in den vergangenen Jahren erforscht, was passiert, wenn es
zwischen Menschen „klick“ macht. Sie sammelten Fallbeispiele und werteten Studien und Experimente aus. Die Ergebnisse
haben sie kürzlich auch in Deutschland veröffentlicht.
Wir signalisieren (zu meist unbewusst), dass wir für solch eine „Klick-Begegnung“ bereit sind. Sozialpsychologische Untersuchungen beweisen: in Sekunden-Bruchteilen verarbeitet unser Unterbewusstsein vielfältigste Signale und nonverbale Botschaften unseres Gegenübers und befindet über Sym- und Antipathie.
„Diesem Bauchgefühl können wir vertrauen.“, sagt auch Rom Brafman. „Und wenn der Funke überspringt, dann glüht er meist ein Leben lang.“
Bei ihren Sympathie-Studien entdeckten die Brafmans Faktoren, die „Klick-Momente“ begünstigen. Die fünf Beschleuniger sind Verletzlichkeit, Nähe, Resonanz, Gleichartigkeit und ein sicherer Ort.
Verletzlichkeit zeigen– authentisch sein
Ein berühmtes Beispiel dafür ist Bill Clinton. Fünf Monate vor den Präsidentschaftswahlen 1992 schien seine Lage aussichtslos. Bis seine Wahlkampfberater einen letzten Versuch wagten: Clinton begann, in Talkshows mit authentischen, ehrlichen Worten über seine Kindheit zu sprechen, dass er bei seiner alleinerziehenden Mutter aufgewachsen und sein Stiefvater Alkoholiker war. Kaum zeigte Clinton sich verletzlich, schnellten seine Sympathiewerte hoch.
Jemand, der seine Misserfolge und Unsicherheiten offen zu gibt und sich verletzlich zeigt, wirkt sympathisch. „Dass wir Schwäche mögen, scheint auf den ersten Blick wenig einleuchtend.“, schreiben die Brafmans, denn gerade am Anfang des Kennen Lernens wollen wir stark und kompetent erscheinen. Tatsächlich wird Selbstoffenbarung in angemessener Form aber nicht negativ gewertet, sondern als Einladung verstanden, die Beziehung auf einer tieferen, emotionalen Ebene fortzusetzen.
Nähe kreieren
Durch Berührung und Augenkontakt können wir Nähe herstellen. Jede kleine Berührung, jeder Blickkontakt erhöht unsere Bereitschaft mit unserem Gegenüber eine vertrauensvolle Verbindung aufzubauen. Wenn wir eine Person berühren oder ansehen, kommunizieren wir auf natürliche Weise unsere Nähe und unsere Zuneigung.
Resonanz
Unserem Gegenüber echtes Interesse und Empathie zeigen. „Wer in einer Begegnung rückhaltlos präsent ist, dem anderen aufmerksam zuhört, interessiert und liebenswürdig nachfragt und selbst auch Persönliches von sich preisgibt, erntet Sympathiepunkte.“
Gleichartigkeit – geteilte Begeisterung
Menschen, die Tatendrang an den Tag legen und wecken, die
inspirieren und anspornen, wirken sympathisch. Diesen „Katalysator“ nennt das Forscher-Team Brafman „Flow“: geteilte Begeisterung. Darauf verweist auch die Übersetzung des griechischen Wortes Sympathie: „aus gefühlsmäßiger Übereinstimmung kommende Zuneigung“.„Menschen, zwischen denen eine unmittelbare Vertrautheit entsteht, teilen eine gemeinsame Leidenschaft.“, erklärt Rom Brafman
Der sichere Ort
Die Umgebung, in welcher eine Begegnung stattfindet, kann förderlich sein. Ein geschützter, klar definierter Raum – wie wir ihn zum Beispiel bei einem Schwitzhütten-Ritual oder in einem Gruppenseminar erleben – verbindet auf besondere Weise. Wenn klar definiert ist, was „Innen“ und was „Außen“ ist, fällt es uns häufig leichter uns zu öffnen.
Wenn wir es also wagen, die vermeintlich schützende Maske abzulegen, wenn wir uns öffnen, uns erlauben wir selbst zu sein, Verletzlichkeit und echte Emotionen zu zeigen, wirken wir
authentisch, sympathisch, anziehend und sind bereit für den „Klick“.
Doch manchmal fällt uns gerade dies so unendlich schwer.
Wenn wir in unserem bisherigen Leben wenig Liebe und Anerkennung erfahren haben, wenn unser Urvertrauen erschüttert wurde und die Angst übermächtig ist – dann kann einfühlsame, therapeutische Unterstützung hilfreich sein.
Wenn wir etwas dafür tun wollen, unsere zwischenmenschlichen Beziehungen glücklicher zu gestalten, können wir mit achtsamer Begleitung lernen alte Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern. Wir können unsere Fähigkeit zu vertrauen wiederfinden – und liebevolle, achtsame Begegnungen in unser Leben einladen.
Shanti J. Hoff, dipl. Soz. Pädagogin
Heilpraktikerin für Psychotherapie
0511-277 78 30 | www.inbalance-institut.de
Buchtipp
Ori & Rom Brafman
CLICK.
Der magische Moment in persönlichen Begegnungen
BELTZ VERLAG EUR 17,95
ISBN 978-3407859181